06 November 2011

Nigeria: Rund 150 Menschen sterben bei Anschlägen einer islamistischen Sekte

Damaturu (Nigeria), 06.11.2011 – Bei mehreren Bombenanschlägen und Schießereien, zu denen sich die islamistische Sekte Boko Haram bekannt hat, kamen im Nordosten Nigerias 150 Menschen zu Tode. Ein Sprecher der Gruppe mit dem Kampfnamen Abul-Kaka kündigte weitere Terroranschläge an.

Die Anschläge konzentrierten sich in und um Damaturu, der Hauptstadt des nigerianischen Bundesstaates Yobe. In Maiduguri der Hauptstadt des Bundesstaates Borno sprengte sich ein Selbstmordattentäter in die Luft. Die Stadt ist eine Hochburg der islamistischen Terrororganisation. Die Zahl von 150 Toten stammt von einem Mitarbeiter der Rettungsdienste der gegenüber der Nachrichtenagentur AFP angegeben hat, er habe die Leichen selbst gezählt. Einige der Toten seien bereits von Angehörigen abgeholt worden.

In Damaturu begann die Anschlagserie mit der Explosion einer Autobombe vor einem Gebäude das durch das Militär genutzt wurde. Hier kamen viele der Wachen ums Leben. Anschließend zogen Bewaffnete durch die Stadt und griffen Polizeiwachen und Kirchen an, eine Bankfiliale wurde gesprengt. Mehrere der angegriffenen Gebäude wurden zerstört. In einem Dorf nahe der Stadt sollen zwei weitere Menschen getötet worden sein.

Seit der Demokratisierung Nigerias 1999 nahmen Islamisierungstendenzen im Land zu. Auf Druck islamischer Gruppen wurde im Nordteil des Landes die Scharia eingeführt.

Boko Haram machte erstmals um 2004 mit der Einrichtung des Trainingslagers „Afghanistan“ an der Grenze zum nördlichen Nachbarland Niger von sich reden. Die muslimische Sekte rekrutierte in der Folge gezielt junge Männer. Warnungen von islamischen Imamen vor der Gefährlichkeit dieser Sekte wurden von den Behörden zunächst ignoriert.

Nach einem Demonstrationsverbot gegen Boko Haram brachen Ende Juli 2009 in der Stadt Bauchi Unruhen aus, die sich auf Yobe, Borno und andere Regionen ausweiteten. In der gleichnamigen Provinz Bauchi ist seit 2001 die Scharia in Kraft. Nach fünftägigen Zusammenstößen starben alleine in Maiduguri mindestens 300 Menschen. Sektenführer Ustaz Mohammed Yusuf wurde während einer groß angelegten Polizeiaktion zunächst verhaftet und nach Angaben eines Polizeisprechers bei einem Fluchtversuch von Sicherheitskräften erschossen.