São Tomé (São Tomé und Príncipe), 19.12.2005 – Was bisher als Geheimtipp für Individualreisende galt, könnte schon in Kürze ein hektischer Ort für die Erdölproduktion werden: São Tomé und Príncipe.
Die beiden vor der Westküste Afrikas gelegenen palmenumsäumten Vulkaninseln kennen bisher keinen Massentourismus. Die einzigen Touristen, die ins Land kommen, sind Taucher, die in Ruhe die Meereswelt erkunden wollen. Autos fahren nur vereinzelt auf den Straßen der Inseln. Verkehrsschilder warnen nicht vor möglichen Staus, sondern weisen auf herabfallende Kokosnüsse hin. Der Flugverkehr auf den Inseln beschränkt sich auf wenige Maschinen pro Woche. Das Leben in São Tomé und Príncipe verläuft in ruhigen Bahnen, Terrorismus ist ein Fremdwort.
Bald könnte es mit dieser Beschaulichkeit vorbei sein. Die Erdölindustrie vermutet mehrere Milliarden Barrel Rohöl im Meeresboden vor Afrika. Anfang 2005 kauften die beiden US-Ölkonzerne Exxon und Chevron Corporation die ersten Bohrrechte. Beginnen die Firmen mit dem Aufbau der Öl-Förderanlagen, könnten auf die etwa 150.000 Einwohner des Landes dramatische Umwälzungen zukommen.
Bisher hatte São Tomé und Príncipe aufgrund der reichhaltig vorkommenden Kakao- und Kaffeepflanzen den Beinamen „Die Schokoladeninseln“. Auch das könnte sich innerhalb kurzer Zeit ändern.