Mogadischu (Somalia), 31.05.2006 – Nach drei Tagen relativer Ruhe sind in der somalischen Hauptstadt Mogadischu neue Kämpfe zwischen rivalisierenden Gruppen ausgebrochen. Mitglieder der „Alliance for the Restoration of Peace and Counter-Terrorism“ (ARPCT), einer Vereinigung verschiedener Kriegsherren und ihren bewaffneten Anhängern liefern sich Kämpfe mit der „Union islamischer Gerichte“, einer Miliz, die für die Durchsetzung der Schari'a kämpft. Bei den neuen Kämpfen zwischen den beiden Gruppen starben nach Angaben der BBC mindestens 13 Menschen. Der ARPCT gehören acht Kriegsherren an, darunter vier Mitglieder der amtierenden somalischen Regierung.
Nach BBC-Angaben haben Kämpfer der islamistischen Union eine Werkstatt im Norden Mogadischus angegriffen und unter ihre Kontrolle gebracht, die der selbst ernannten Antiterrorallianz als Militärbasis gedient hatte. Damit kontolliert die „Union islamischer Gerichte“ inzwischen drei Militärbasen, die zuvor von der ARPCT genutzt worden waren. In anderen Berichten ist von fünf Toten und dutzenden Verletzten die Rede. Als es zu den neuen Kämpfen im Bezirk Huriwa in Mogadischu gekommen ist, flohen Augenzeugenberichten zufolge Einwohner aus den betroffenen Wohnvierteln. Kämpfer der ARPCT wurden zum Verlassen des Bezirks gezwungen. Nach Angaben eines Augenzeugen, der in einem Artikel von „BBC News“ zitiert wird, waren 300 islamistische Kämpfer mit etwa 30 Fahrzeugen an dem Angriff beteiligt, den der Augenzeuge als Überraschungsangriff einstuft.
Seit Beginn der Kämpfe zwischen den rivalisierenden Gruppen sollen bereits mindestens 200 Menschen getötet und mehr als 1.000 Menschen verletzt worden sein, darunter viele Zivilisten. In der letzten Woche war eine Waffenruhe vereinbart worden, die nicht eingehalten wurde. Der US-Diplomat Michael Zorick, der sich kritisch über die Unterstützung der ARPCT durch die USA geäußert hatte, wurde am Dienstag von seinem Posten in Nairobi, Kenia, abgezogen. Die USA werfen den islamistischen Milizen in Somalia vor, Al-Qaida-Kämpfern Unterschlupf zu gewähren.
Nach dem Sturz des Diktators Mohamed Siad Barre durch Rebellen im Jahr 1991 gab es in Somalia einen Zustand der Rechtlosigkeit. Seit 2004 gibt es eine somalische Regierung mit Sitz in Kenia. Die Kämpfe in der somalischen Hauptstadt gelten als die schlimmsten Kämpfe seit einem Jahrzehnt.
Der Koordinator der Vereinten Nationen für humanitäre Angelegenheiten in Somalia, Eric Laroche, äußerte sich sehr besorgt über Berichte, wonach bei den Kämpfen Krankenhäuser angegriffen wurden, wodurch internationales Recht verletzt worden sei. Eric Laroche appellierte an beide Konfliktparteien, Maßnahmen zu treffen, die den Tod von Zivilisten verhinderten. Wenn Verletzten der Zugang zu medizinischer Versorgung verhindert würde, sei dies ein Bestandteil künftiger Kriegsverbrechen, heißt es in einer Pressemitteilung des UN-Koordinators vom 29. Mai. Der UN-Koordinator befürchtet, dass sich der bewaffnete Konflikt in Somalia ausbreiten könnte. Der UN-Generalsekretär hatte beide Gruppen am Samstag zu einer sofortigen, bedingungslosen Waffenruhe aufgefordert.